Describing dairy inflammation symptoms

Mastitis beim Rind

Ständige Probleme mit der Eutergesundheit? In die Mastitis-Kostenfalle getappt?

Wir stellen nicht nur moderne Tierarzneimittel her, sondern geben auch nützliche Tipps, die Sie mit Ihrem betreuenden Tierarzt diskutieren können.

Mastitis ist eines der am häufigsten auftretenden Gesundheitsprobleme in der Milchviehhaltung und verursacht einen hohen Einsatz von antimikrobiellen Arzneimitteln. Das Krankheitsbild hat erhebliche negative Auswirkungen auf Tiergesundheit, Milchqualität und Wirtschaftlichkeit. Es kann darüber hinaus deprimierend sein, immer wieder mit demselben Problem im Stall konfrontiert zu werden.

Wir legen großen Wert auf präzise und effektive Mastitisbehandlungen, um einen verantwortungsbewussten Einsatz von Antibiotika zu ermöglichen und zu vereinfachen. Antimikrobiell behandelt werden sollte nur dann, wenn es medizinisch notwendig ist.

Dechra unterstützt das "One Health"-Prinzip. Wir wollen die Position von Tierärzten und Landwirten bei der Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen durch Wissen, praktische Hilfsmittel und diagnostische Unterstützung stärken.

 

Unser engagiertes Team beantwortet gerne Ihr Fragen.

Was ist bovine Mastitis überhaupt?

Mastitis ist im Wesentlichen eine Entzündung von einem oder mehreren Eutervierteln. Das Euter ist schmerzhaft, gerötet, schwillt an und die Zusammensetzung der Milch verändert sich (Flocken, blutige Beimengungen). Darüber hinaus wird die Krankheit von systemischen Symptomen wie Fieber, Fressunlust, Milchrückgang und Kreislaufstörung begleitet.

Trotz erheblicher Verbesserungen von Haltungssystemen und Melktechnik, stellen Eutererkrankungen nach wie vor eines der häufigsten Probleme in der Milchviehhaltung dar. Mastitis hat negative Auswirkungen auf die Tiergesundheit und die Milchqualität. Zudem ist sie arbeits- und kostenintensiv und meist sehr langwierig, was schnell zu Frustration führen kann.

Wodurch wird bovine Mastitis verursacht?

Im Allgemeinen stehen intramammäre Infektionen mit bakteriellen Erregern in Zusammenhang. Mastitis geht aber über die bakterielle Infektion einzelner Kühe hinaus und kann komplexe Ursachen haben. Entzündliche Reaktionen des Euters können nicht nur durch Mikroorganismen aller Art, sondern auch durch traumatische oder toxische Einwirkungen, und sogar durch Fütterungsfehler verursacht werden. Zudem spielen die Umwelt (Aufstallung, Einstreu, Klima) und das Betriebsmanagement (Fütterung, Melktechnik und Management der Transit- und Frischmelker-Kühe) eine wichtige Rolle bei Mastitis auf Bestandsebene.

Was kostet Mastitis?

In den Niederlanden wurden die wirtschaftlichen Auswirkungen von Mastitis im Jahr 2014 auf 240 € pro laktierende Kuh und Jahr geschätzt.1 Die direkten Kosten einer Mastitis entstehen einerseits durch Behandlungskosten, wie Tierarztkosten und Medikamenteneinsatz, anderseits aber auch durch den Verwurf von Milch wegen Wartezeit und Anforderungen an die Lebensmittelhygiene.

Hinzu kommen die indirekten Kosten, die sich aus Milchleistungsrückgang, dem erhöhten Arbeitsaufwand für erkrankte Kühe und einem möglichen vorzeitigen Abgang des Tieres zusammensetzen. Der Milchrückgang kann eine temporäre oder dauerhafte Folgeerscheinung sein. Für einen durchschnittlichen klinischen Mastitisfall wurde ein realistischer (und wahrscheinlich unterschätzter) Verlust von etwa 5 % veranschlagt.2 Dies entspricht beispielsweise 375 Litern Milch bei einer Kuh mit einer Jahresleistung von 8000 kg (270 Laktationstage), wenn sie sich im zweiten Laktationsmonat infiziert.

Darüber hinaus kann die Milchqualität durch hohe somatische Zellzahlen und Veränderungen der Milchinhaltsstoffe
(z.B. verminderter Milchfettgehalt) beeinträchtigt werden, was zu Kürzungen des Auszahlungspreises führen kann.

In die 240 € je laktierende Kuh sind auch die Kosten einkalkuliert, die durch präventive Maßnahmen gegen Mastitis entstanden sind. Dieser Betrag variiert stark von Betrieb zu Betrieb, was aufzeigt, dass das finanzielle Betriebsergebnis durch tierärztliche Beratungstätigkeiten verbessert werden kann.1

Ist bovine Mastitis ansteckend?

Mastitis kann eine hochansteckende Krankheit sein, deren Übertragung von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird. Die Übertragung der Krankheit hängt sowohl vom individuellen Tier und dem verursachenden Erreger, aber auch von der Haltungssituation und dem Melkvorgang ab.

Der Infektion des Euters geht häufig ein Ungleichgewicht zwischen dem Immunstatus der Kuh und dem im Stall vorherrschenden Infektionsdruck voraus. Die Umweltbedingungen haben großen Einfluss auf das Mastitisrisiko. Stallklima, Hygiene, Haltungsform und Melktechnik sind von Bedeutung.

Wie kann Mastitis eingeteilt werden?

Je nach Krankheitsverlauf und den beteiligten Erregern kann die Krankheit zur besseren Übersicht in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Ausnahmen von der Regel können dennoch auftreten.

Einteilung nach Krankheitsverlauf:

Akute Mastitis add

Plötzliche auftretende Entzündungsreaktion mit offensichtlichen und sofort erkennbaren Symptomen wie Flocken in der Milch.

Schleichender Verlauf, wenig Symptome, oft nur erhöhte Zellzahlen, wirtschaftlich sehr bedenklich aufgrund der Ansteckungsgefahr für den Rest der Herde.

Account for mastitis that is not caused by microbes. You might struggle to isolate a “lead” causative pathogen here. This can be due to analytic methods in the laboratory, or sampling method. But it the cause for inflammation might be stress or unbalanced feed as well. 

 

Einteilung nach Erreger:

Kuh-assoziierte Erreger add

Diese Bakterien leben auf der Haut der Kühe. Sie sind normalerweise gut an die Kuh als Wirt angepasst, so dass sie oft nur eine mildere Form von Entzündungen auslösen. Einige dieser Erreger können jedoch eine chronische Mastitis mit schlechter Heilungstendenz verursachen, sofern Sie nicht nach einem strukturierten Schema behandelt werden.

Diese Keime stammen aus der direkten Umgebung der Tiere im Stall, wie den Laufgängen oder den Liegeboxen. Sie sind meist nicht gut an den Wirt angepasst und lösen daher eher starke Entzündungen aus. Die gute Nachricht ist, dass das Auftreten von Umwelt-assoziierten Mastitiden häufig durch die Erkennung und Beseitigung von Hygienemängeln reduziert werden kann.

Mastitis, bei der kein Leitkeim identifiziert werden kann. Grund dafür kann die Milchprobenentnahme oder die Untersuchungsmethode im Labor sein. Die Entzündungsreaktion kann aber auch durch Stress oder unausgewogene Fütterung verursacht werden.

Einige Bakteriengruppen bestehen aus verschiedenen Sub-Spezies. So können beispielsweise einige Streptococcus uberis Vertreter oder auch koagulase-negative Staphylokokken sowohl Kuh- als auch Umwelt-assoziierte Eigenschaften aufweisen.

Die strikte Unterscheidung zwischen den beiden oben genannten Gruppen ist in den letzten Jahren in wissenschaftlichen Fachkreisen in Frage gestellt worden.3 Die Haltungsbedingungen in der Milchviehhaltung haben sich während der letzten Jahrzehnte drastisch verändert - von Anbindeställen zu Laufställen. Im Zuge dessen haben sich auch die Übertragungswege der Erreger verändert, so dass einige der bestehenden Krankheitskategorien nicht mehr zeitgemäß sind.3

Was ist der Unterschied zwischen klinischer Mastitis und subklinischer Mastitis?

Subklinische Mastitis ist ein Entzündungszustand des Euters ohne klinische Krankheitssymptome oder sichtbare Veränderungen der Milch. Ein Anstieg der Zellzahl ist die einzige Möglichkeit, infizierte Tiere zu identifizieren.

Bei subklinisch erkrankten Kühen kann die Milchleistung zurückgehen und sie sind stärker gefährdet, an klinischer Mastitis zu erkranken. Darüber hinaus stellen sie eine potenzielle Infektionsquelle für andere Kühe dar.

Signs of increased somatic cell count (SCC)

Klinische Mastitis geht mit sichtbaren Symptomen am Euterviertel und/oder Milchveränderungen einher. Die Milchleistung der erkrankten Tiere ist meist reduziert und geht auch nach erfolgreicher Ausheilung manchmal nicht wieder auf das Ausgangsniveau zurück.

Je nach Schweregrad der Symptome ist eine Einteilung in drei Kategorien möglich.

Grad 1 (mild): die Milch ist abnormal verändert. Die Zusammensetzung der Milchinhaltsstoffe ist verändert, Flocken treten auf, und Farbe sowie Geruch können verändert sein.

Grad 2 (moderat): die Milch ist abnormal verändert und es sind deutliche lokale Symptome am Euter erkennbar. Betroffene Euterviertel sind schmerzhaft, warm, geschwollen und gerötet.

Grad 3 (schwer): Die Kuh zeigt systemische Krankheitssymptome wie Fieber, Schock, Dehydrierung und Schmerzhaftigkeit. Die Milch ist abnormal verändert und es sind deutliche Symptome am Euter erkennbar.

Klinische Mastitis

Bei einer Mastitis Grad 1, gibt es ein erstes Symptom: die veränderte Milch. Die Kuh ist ansonsten in guter Verfassung.

Bei Mastitis Grad 2 treten weitere klinische Anzeichen auf: Das Euter ist geschwollen, die Kuh hat Schmerzen.

Bei Mastitis Grad 3 verschlechtert sich der Zustand weiter: Die Kuh ist sichtlich krank und hat Schmerzen.

Wie kann man Mastitis erkennen?

Die frühzeitige Erkennung von subklinischer und klinischer Mastitis ist wichtig, um das Risiko einer Ausbreitung der Krankheit in der Herde zu verringern, eine wirksame Behandlung zu ermöglichen, Folge- bzw. Langzeitschäden so gering wie möglich zu halten und vorbeugende Managementmaßnahmen zu ergreifen.

Akute klinische Mastitis: add

Eine akute Mastitis wird vom Melker oft sofort durch deutliche lokale Symptome und die Beobachtung der einzelnen Tiere im Melkstand erkannt. Flocken in der Milch sind ein Symptom der im Euter ablaufenden Entzündungsreaktion. Außerdem lassen sich betroffene Tiere aufgrund der angeschwollenen Zitze erkrankter Viertel schwerer melken als gesunde Kühe.

Subklinische (chronische) Mastitis:

Der Nachweis von subklinischen Mastitiden ist schwieriger. Subklinische Infektionen werden oft über Tank- und individuelle Gesamtgemelkproben erkannt und fallen im MLP-Bericht auf. Hohe Zellzahlen sind ein Anzeichen, dass erhöhtes Risiko für klinische Mastitis und die Ausbreitung der Infektion in der Herde bestehen kann.

Wenn ein Betrieb nicht an der Milchleistungsprüfung teilnimmt und moderne Melkanlagen installiert sind, können einige Geräte wie Melkroboter die elektrische Leitfähigkeit der Milch jeder Kuh anhand eines Schwellenwertes messen. Die Leitfähigkeit der Milch ist ein Indikator für erhöhte Zellzahlen und Mastitis. Da die durch Ionen verursachte Erhöhung der Leitfähigkeit aber auch nicht-Mastitis-assoziierte Ursachen haben kann, ist der Parameter nicht sehr spezifisch.

Für die Identifizierung subklinisch erkrankter Tiere kann außerdem der California-Mastitis-Test (Schalm-Test) verwendet werden. Der Test ist günstig und einfach im Melkstand durchführbar, kann aber schwierig zu interpretieren sein und weist eine geringe Empfindlichkeit auf.

Tierärzte, Landwirte und Herdenmanager spielen eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Identifizierung von Kühen mit hohem Mastitisrisiko. Tierärzte können bei der Selektion der fraglichen Kühe helfen. Viele Tierarztpraxen bieten eine regelmäßige Auswertung der verfügbaren Tiergesundheitsdaten zur Eutergesundheit an.

Was bedeutet der Begriff “somatische Zellzahl” überhaupt und wie ist der Parameter zu interpretieren?

Die somatische Zellzahl (SCC) gibt die Anzahl der Entzündungszellen in der Milch an. In "gesunder" Milch sind nur wenige Entzündungszellen pro ml Milch enthalten. Eine gewisse Anzahl an Zellen ist aber normal, da ihre physiologische Funktion die Aufrechterhaltung der natürlichen Immunität ist.

Die Höhe der Zellzahl wird als Indikator für die Milchqualität und das Mastitisrisiko herangezogen (siehe Tabelle oben). Die Anzahl von Kühen mit erhöhter Zellzahl lässt Rückschlüsse auf die Eutergesundheit eines Betriebes zu. Weitere Faktoren wie Alter, Laktationsstadium, Genetik und Vorgeschichte müssen bei der Analyse der Kennzahlen von Landwirt und Tierarzt berücksichtigt werden.                                 

  • Regelmäßiges Herdenscreening, d.h. Milchprobenentnahme und betriebsindividuelle Leitkeimbestimmung. Anzahl der Proben für das Herdenscreening: 10 % - 20 % des Bestandes beproben, aufgeteilt auf frisch- und hochlaktierende Kühe, sowie Kühe mit hohen Zellzahlen.
  • In Betrieben mit Eutergesundheitsproblemen oder nach einer Sanierung kann es hilfreich sein, die frisch abgekalbten Kühe zu screenen, um den Bestand vor einem Erregereintrag durch trockenstehende Kühe oder Färsen zu schützen.
    ⇒ TIPP: Wöchentliches Poolproben-RT-PCR-Screening aus dem Kälbermilchtaxi. Es ist davon auszugehen, dass die meisten frischlaktierenden Kühe nach der Geburt ohnehin im Taxi gepoolt werden.

Welche Rolle spielen Milchproben für die Bakteriologie?

In akuten Einzelfällen können Milchproben von Kühen mit klinischer Mastitis und von Kühen mit Verdacht auf subklinische Mastitis bei deutlich erhöhter somatischer Zellzahl (>400 000 Zellen/ml) entnommen werden.

Es gibt einige bakteriologische Methoden zur Identifizierung der verursachenden Erreger/Bakterien. Außerdem kann im Labor herausgefunden werden, gegen welche antimikrobiellen Substanzen der Erreger empfindlich ist. Im Folgenden finden Sie eine kurze und vereinfachte Erläuterung der verschiedenen mikrobiologischen Systeme:

Bakterielle Kultur

Vereinfacht gesagt, wird die Milchprobe verarbeitet und auf verschiedene selektive Wachstumsmedien gegeben. Wächst auf einem dieser Nährböden eine dominante Kultur, wird die aufbereitete Probe in eine geeignete Nährlösung überführt. Nach der Kultivierung der Reinkultur kann diese Probe einer weiteren biochemischen Untersuchung unterzogen werden.

MALDI TOF

MALDI TOF ist ein System für die teilautomatisierte Massenspektrometrie. Eine Standardverdünnung einer aufbereiteten Probe wird mit einer Lichtquelle bestrahlt. Das Reflexions- und Absorptionsmuster jeder Probe kann gemessen und anschließend spezifisch bestimmten Krankheitserregern zugeordnet werden.

Real time PCR (RT-PCR)

Dies ist ein vollautomatisches System. Die Zellen aus der Probe werden behandelt und aufgebrochen, um das zelluläre genetische Material freizulegen. Biochemische Marker können an bekannte genetische Sequenzen von Bakterienstämmen binden und Unterarten identifizieren. Diese Methode ist zwar äußerst präzise und kann sogar Mikroben in der Probe identifizieren, die bereits tot oder nur schwer zu isolieren und zu züchten sind, hat aber den Nachteil, dass sie keine aufbereitete Probe für die Resistenztestung liefert.

Die Anfertigung einer Bakterienkultur ist relativ kostengünstig. Viele Praxen bieten diese Dienstleistung auch in einem praxiseigenen Labor an, was den Vorteil hat, dass schnell ein Ergebnis vorliegt und die Behandlung eingeleitet werden kann. Die MALDI TOF- und RT PCR-Verfahren sind teurer und oft nur in großen zertifizierten Milchlaboren oder hoch spezialisierten Praxen verfügbar.

Die Bakteriologie spielt aus vielerlei Gründen eine wichtige Rolle:

  • Die Identifizierung des Erregers ist die Grundlage für eine korrekte und gezielte Therapie.
  • Durch die Kenntnis des Leitkeims können Management und Haltungssysteme angepasst werden.
  • Die frühzeitige Beprobung von Tieren mit erhöhten Zellzahlen macht ein positives bakteriologisches Ergebnis wahrscheinlicher und bietet somit eine wichtige Grundlage für Eutergesundheit des Betriebes.

Wie gelingt die korrekte Milchprobenentnahme?

Für einen aussagekräftigen Befund aus dem Labor ist es wichtig, dass die Milchprobe nicht mit anderen Bakterien aus der Umwelt kontaminiert ist. Die Milchprobe kann beispielsweise durch Kontakt mit der Zitzenhaut, der Haut des Melkers oder durch Kot und Schmutz verunreinigt werden.

Daher sollten einige Tipps für die korrekte Milchprobenentnahme berücksichtigt werden. PDF Download


Ihre Tierärztin oder Ihr Tierarzt kann Sie dazu ebenfalls beraten.

Warum ist die Anfertigung eines Resistenztests so wichtig?

Nach der Anfertigung der Bakterienkultur kann das Labor einen Empfindlichkeitstest oder ein "Antibiogramm" durchführen, um zu untersuchen, gegen welche antimikrobiellen Arzneimittel der Erreger empfindlich ist. Dies ist für eine korrekte und selektive Therapie, auch angesichts der Resistenzentwicklung bestimmter Bakterien in Krankenhäusern, sehr wichtig. Tierärzte und Tierärztinnen übernehmen eine entscheidende Rolle bei der verantwortungsvollen Anwendung von Antibiotika.

  • Antibiotika der Kategorie D (gemäß der EMA-Kategorisierung) gelten als Therapeutikum der ersten Wahl, sofern der Erreger empfindlich ist.
  • Die Resultate des Antibiogramms können betriebsintern genutzt werden, um klinische und subklinische Mastitiden genauer zu überwachen und die Behandlungsprotokolle zu verbessern.
  • Empfindlichkeitsprüfungen ermöglichen das Auffinden resistenter Erreger (β-Laktamase produzierende Bakterien, MRSA, ESBL, AmpC-produzierende Bakterien).

Die Reduktion des Antibiotikaeinsatzes beginnt mit der Behandlungsentscheidung. Behandeln Sie keine chronischen Fälle mit wiederkehrenden Symptomen und dauerhaft erhöhten Zellzahlen. Behandeln Sie stattdessen frisch infizierte Kühe frühzeitig und treffen Sie eine begründete Therapieentscheidung auf der Grundlage einer Empfindlichkeitsprüfung.

Dechra stellt Antibiotika mit möglichst engem Wirkungsspektrum her, die das Risiko einer Resistenzentwicklung durch die gezielte Bekämpfung von Bakterien minimieren. Bei der selektiven und wirksamen Therapie möchten wir Tierärzt-/innen und Landwirt-/innen mit einem passgenauen Sortiment an Tierarzneimitteln unterstützen.

Um die Diagnostik zu erleichtern, haben wir den "Dechra Paper Ring" entwickelt, einen Resistenztest für Schmalspektrumantibiotika. Der Ring erleichtert die Durchführung von Resistenztests und hilft dabei, begründete Behandlungsentscheidungen zu treffen. PDF Download

Der Dechra Papierring ist ein praktisches Hilfsmittel, das die Durchführung von Empfindlichkeitstests in der Praxis erleichtert. Die bakteriologische Untersuchung ermöglicht schnelle Behandlungsentscheidungen und vereinfacht die Beratung der Betriebe.

Wie kann Mastitis wirksam und strategisch sinnvoll behandelt werden?

Die Erforschung antibiotischer Substanzen und die Verfügbarkeit dieser Arzneimittel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bedeutete eine Revolution für die Veterinärmedizin und für die Optimierung der Milchqualität.1 Zwischen 1927 und 1956 wurde der Zusammenhang zwischen verschiedenen bakteriellen Erregern und Mastitis hergestellt. Bedenken bestanden vor allem hinsichtlich der Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit.2

In den 1960er und -70er Jahren wurden verschiedene, auf antibiotischen Wirkstoffen basierende Therapiekonzepte entwickelt, von denen einige bis heute aktuell sind.2 Seit den 1990er Jahren wächst, auch durch das Beispiel des Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus (MRSA), das Bewusstsein für die Entwicklung antimikrobieller Resistenzen (AMR). Gesetzliche Vorgaben sorgen inzwischen für einen restriktiveren Einsatz von antimikrobiellen Arzneimitteln (z. B. in den Niederlanden im Jahr 2005).1

Die Verfügbarkeit wirksamer Behandlungsmöglichkeiten ist aus Tierschutzgründen von größter Bedeutung. Die Behandlungsziele sind daher:

  • die Heilung der akuten Erkrankung
  • die Wiederherstellung der Produktivität des betroffenen Tieres
  • die Vermeidung eines Rückfalls
  • die Verminderung des Ansteckungsrisikos

Ein verantwortungsvoller Umgang mit Antibiotika bedeutet, dass unnötige oder unwirksame Antibiotikabehandlungen vermieden werden sollten. Bevor mit einer antimikrobiellen Therapie begonnen wird, sollten die Behandlungsziele durch die Beantwortung einiger Fragen festgelegt werden:

  • Wie schwer ist die Kuh erkrankt?
  • Hatte die Kuh in derselben Laktation bereits eine Mastitis?
  • Hat die Kuh schon seit Längerem permanent erhöhte Zellzahlen?
  • Wie alt ist die Kuh?
  • Wie ist der Zuchtwert der Kuh?
  • Ist der Leitkeim auf dem Betrieb bekannt?
  • Hat der Betrieb zurzeit ein Problem mit außergewöhnlich vielen Mastitis-Fällen?

Für die optimale Therapieentscheidung müssen darüber hinaus weitere Faktoren berücksichtigt werden, die mit den betriebsindividuellen Pathogenen, der Vorgeschichte der Kuh und der Wirksamkeit antimikrobieller Substanzen zusammenhängen. Die Gewichtung der verschiedenen Faktoren und das Konzept für die Bekämpfung von Euterinfektionen können bei regelmäßigen Bestandsbesuchen Ihrer behandelnden Tierarztpraxis eruiert werden.

Eine kombinierte Antibiotikabehandlung (lokal und systemisch) kann bei einer hohen Prävalenz von einer hohen somatischen Zellzahl (SCC) in Betracht gezogen werden. Eine systemische Behandlung senkt den SCC der Kuh.3 Die bakterielle Heilungsrate vieler grampositiver Bakterien steigt mit einer kombinierten Behandlung.4

Die für die Veterinärmedizin verfügbaren, und für Rinder zugelassenen Wirkstoffe definieren die folgenden Ansätze einer erfolgreiche Mastitistherapie:
 

Schmerzlinderung add

Euterentzündungen sind aufgrund des Milchstaus äußerst schmerzhaft. Euterkranke Kühe lassen sich aufgrund der Entzündungsprozesse in der Regel schwerer melken als gesunde Kühe. Zunehmende Relevanz hat der Einsatz von nichtsteroidalen Antiphlogistika (NSAIDs).6

Die frühzeitige Verabreichung von einer einzigen Dosis eines wirksamen entzündungshemmenden Medikaments erhöht die Wahrscheinlichkeit einer Genesung.5 Dieser therapeutische Ansatz führt zu einer geringeren Anzahl somatischer Zellen, weniger Milchverlust, besseren klinischen Ergebnissen, höheren Überlebensraten und zu einer verbesserten Fruchtbarkeit nach Mastitisfällen.7,8

Sprechen Sie mit Ihrer Tierärztin oder Ihrem Tierarzt über die Auswahl eines geeigneten Antibiotikums.

Insbesondere bei frisch infizierten Kühen kann es sinnvoll sein, die Kuh nicht nur mit intramammären Eutertuben, sondern auch mit einer Injektion zu behandeln. Bei einigen kuhassoziierten bakteriellen Krankheitserregern erhöht sich die Erfolgsquote der Behandlung erheblich.4

Um Antibiotikaresistenzen zu vermeiden, sind die Auswahl eines geeigneten Wirkstoffs, die richtige Dosierung und einer ausreichend langen Behandlungsdauer äußerst wichtig.

Spätestens wenn der Flüssigkeitshaushalt der Kuh bei einer schweren Mastitis gestört ist (sie frisst wenig, hat eingesunkene Augen und steht nur mühsam oder gar nicht auf), sollten Sie sich dringend an Ihren Tierarzt wenden. Der Kreislauf des Tieres kann durch die intravenöse Infusion von Flüssigkeit stabilisiert werden.

E. coli-Mastitis – ein hoffnungsloser Fall?

In der Praxis wird der Begriff E. coli-Mastitis häufig synonym mit schweren akuten Mastitisfällen verwendet. Da eine schwere Mastitis jedoch von mehreren Erregern verursacht werden kann, ist ein Rückschluss auf Escherichia coli als verursachendes Pathogen nur anhand des Krankheitsbildes nicht möglich. Auch andere Bakterien wie Klebsiella spp. oder S. aureus können ähnliche Symptome wie E. coli  hervorrufen.12,14 Für die Diagnose ist demnach eine bakteriologische Untersuchung notwendig.

Akute schwere Mastitis ist ein Notfall: aufgrund einer Septikämie und/oder eines immunogenen Schocks kann der Verlauf lebensbedrohlich sein und die betroffenen Tiere müssen dringend behandelt werden. Die Behandlungsergebnisse bei schwerer Mastitis können sich stark unterscheiden. Die durchschnittliche Therapieerfolgsquote und die Wahrscheinlichkeit für die Wiedererreichung der Produktivität liegen laut mehrerer Veröffentlichungen bei etwa 75 %.4,9

Interessanterweise scheinen sich diese Prozentsätze zwischen verschiedenen antimikrobiellen Behandlungsschemata nicht wesentlich zu unterscheiden.4,9 Darüber hinaus zeigen Veröffentlichungen, dass die Verwendung von Wirkstoffen, die sich kaum im Euter verteilen, mit einer erhöhten Überlebensrate des betroffenen Tieres verbunden ist.10 Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Septikämie, Toxämie und kardiovaskuläre Symptome zuerst behandelt werden müssen. Es gibt keine Belege dafür, dass der Einsatz eines antimikrobiellen intramammären Breitspektrumpräparates bei einer leichten oder mittelschweren E. coli-Mastitis notwendig ist.11

Die ersten Symptome von E. Coli-Mastitis erkennen

Im Falle von schwerer akuter E. coli-Mastitis verschlechtert sich das Allgemeinbefinden der Kuh rapide. Für die Landwirtin oder den Landwirt besteht die Herausforderung darin, erste Symptome frühzeitig zu erkennen und sofort zu handeln. Innerhalb einer halben Stunde kann sich eine Kuh von "nur nicht ganz fit" in eine kranke Kuh mit Fieber von über 40 Grad und starker Verhärtung des infizierten Euterviertels verwandeln. Je früher im Krankheitsgeschehen eine kranke Kuh behandelt wird, desto größer ist die Chance auf Heilung. Daher ist eine gute Tierbeobachtung elementar wichtig, um abnormes Verhalten schneller zu erkennen und eine frühzeitige Therapie einzuleiten.

Wie kann E. coli-Mastitis bekämpft werden?

Wenn coliforme Bakterien absterben, werden Endotoxine aus der bakteriellen Zellwand freigesetzt, die viele der Symptome und im schlimmsten Fall einen Schockzustand verursachen.13

Coliforme Bakterienstämme haben die Fähigkeit, Laktose als Energiequelle zu nutzen und unter nahezu anaeroben Bedingungen zu überleben.13 Diese Fähigkeiten passen hervorragend zu den Bedingungen im Euter und ermöglichen sehr kurze Replikationszeiten. In seltenen Fällen können die coliformen Bakterien aufgrund der Zerstörung der Blut-Milch-Schranke in den Blutkreislauf gelangen (Septikämie).13 Eine Septikämie verschlechtert die Prognose für das Tier deutlich.

All dies sind Gründe, warum schnelles Handeln und optimale Unterstützung für die Genesung entscheidend sind.

Wiederherstellung des Flüssigkeitshaushalts add

Um das Tier so schnell wie möglich zu rehydrieren, kann der Tierarzt eine hochkonzentrierte (hypertone) intravenöse Infusion verabreichen. Dabei handelt es sich um eine Notfallmaßnahme, bei der der osmotische Druck im Extrazellulärraum stark erhöht wird. Kühe, bei denen dieser Therapieansatz angewendet wird, sollten anschließend viel Wasser trinken. Dies kann auch durch eine orale Flüssigkeitstherapie unterstützt werden.11 Durch die zusätzliche Flüssigkeitszufuhr können Giftstoffe schneller aus dem Körper entfernt werden.

Die Aufrechterhaltung der Pansenfunktion gewährleistet die Futteraufnahme und trägt somit zu einer raschen Erholung bei.

Pansenstimulierende Präparate enthalten lebende Hefen und unterstützen eine gesunde Pansenflora und Gärung. Puffer wie Natrium- oder Kaliumcarbonat können bei Pansenatonie helfen, den pH-Wert im Pansen zu stabilisieren. Aminosäuren und Vitamine regen den Stoffwechsel an und unterstützen die Leber bei der Bildung von Glukose.

Diese Medikamente können nicht nur einige Symptome des immunogenen Schocks lindern, sondern tragen auch zum Wohlbefinden der Kuh und somit zur schnelleren Rückkehr des Appetits bei. Dies begünstigt die Regeneration der Kuh, was sich durch eine Abnahme der Entzündungssymptomatik (z.B. Zellzahl, Körpertemperatur), einer stärkeren Pansenmotilität und einer geringeren Abgangswahrscheinlichkeit zeigt.5,11

E. coli-Mastitis vorbeugen

Wie der Name schon sagt, sind umweltassoziierte Bakterien selten ansteckend, sie stammen aus der direkten Umgebung der Kühe. Wenn E. coli und andere so genannte "coliforme Bakterien" die Leitkeime in Ihrem Betrieb sind, kann ein Tierarzt bei der Suche nach möglichen Infektionsquellen helfen.

Anstatt in festen Schemata zu denken, ist ein betriebsindividueller Ansatz unerlässlich. Das Verständnis von bakteriellen Übertragungswegen hilft dabei, die betriebsindividuellen Engpässe zu identifizieren. Kleine Änderungen im lokalen Hygienemanagement können oft zu erheblichen Verbesserungen der Situation führen.

Hygienische Schlüsselstellen bei der Eindämmung von umweltassoziierter Mastitis: add

  • Einstreumaterial: Im Allgemeinen erweist sich anorganisches Einstreumaterial (Sand oder Kalkstein) als weniger bakterienbelastet als zellulosebasiertes Material (Sägemehl, Stroh oder Dung).13
  • Regelmäßige Erneuerung der Einstreu
  • Lagerung und Herkunft des Einstreumaterials
  • Kuhgerechte Liegeboxengröße verhindert Zitzentraumata und verbessert das Liegeverhalten.
  • Sauberkeit der Kühe
  • Entfernung der Euterbehaarung
  • Reduktion von Hitzestress
  • Adäquate Fütterung, insbesondere während der Trockenstehperiode
  • Management von trockenstehenden Kühen und Transitkühen – Subklinische Mastitis kann in der Trockenstehzeit auftreten und in der frühen Laktationsphase ausbrechen.14
  • Zitzen dippen
  • Entmistung

Autoren

Matthias Riedel Mag. med. vet.
Business Manager for Cattle and Vaccines
Dechra Veterinary Products

Aleksandra Krawczyk DVM
Product Manager FAP / Technical Manager Cattle
Dechra Veterinary Products

 

 

  1. D. C. Speksnijder et al., 2014: “Reduction of Veterinary Antimicrobial Use in the Netherlands. The Dutch Success Model.”; Zoonoses and Public Health 62(1), pp: 79–87.
  2. P. L. Ruegg, 2017: “A 100-Year Review: Mastitis detection, management, and prevention”; J. Dairy Sci. 100(12), pp: 10381–10397. doi: 10.3168/jds.2017-13023
  3. Sérieys et al., 2005: “Comparative efficacy of local and systemic antibiotic treatment in lactating cows with clinical mastitis”; J Dairy Sci. 88(1), pp: 93-9. doi: 10.3168/jds.S0022-0302(05)72666-7
  4. Steeneveld et al., 2011: “Cow-specific treatment of clinical mastitis: an economic approach.” J dairy Science; Jan;94(1): 174-88. doi: 10.3168/jds.2010-3367
  5. McDougall et al, 2009: “Effect of treatment with the non-steroidal anti-inflammatory meloxicam on milk production, somatic cell count, probability of re-treatment, and culling of dairy cows with mild clinical mastitis. J. Dairy Sci. 92:4421–4431.
  6. James Breen, 2017: “The importance of nonsteroidal anti-inflammatory drugs (NSAIDs) in mastitis therapeutics”; Livestock; 22(4), pp. 182–18. doi: 10.12968/live.2017.22.4.182
  7. McDougall et al., 2016: “Addition of meloxicam to the treatment of clinical mastitis improves subsequent reproductive performance.” J. Dairy Sci. 2016: 99; pp: 2026-2042; doi: 10.3168/jds.2015-9615
  8. Felix J. S. van Soes et al., 2018: “Addition of meloxicam to the treatment of bovine clinical mastitis results in a net economic benefit to the dairy farmer.” J. Dairy Sci. 101(4), pp. 3387–3397; doi: 10.3168/jds.2017-12869
  9. L.Sujola et al., 2010 Efficacy of enrofloxacin in the treatment of naturally occurring acute clinical Escherichia coli mastitis; J. Dairy Sci. 93 :1960–1969, doi: 10.3168/jds.2009-2462.
  10. R. J. Erskine et al., 2002 Efficacy of Systemic Ceftiofur as a Therapy for Severe Clinical Mastitis in Dairy Cattle; J. Dairy Sci. 85(10):2571-5, doi: 85(10):2571-5
  11. Sujola et al., 2013: “Treatment for bovine Escherichia coli mastitis – an evidence-based approach”; J. vet. Pharmacol. Therap. doi: 10.1111/jvp.12057
  12. R. G. M. Olde Riekerink et al., 2008: “Incidence Rate of Clinical Mastitis on Canadian Dairy Farms”, J. Dairy Sci. 91, pp: 1366–1377. doi:10.3168/jds.2007-0757
  13. J. Hogan, K. L. Smith, 2003: “Coliform mastitis”, Vet. Res. 34, pp: 507–519. doi: 10.1051/vetres:200302
  14. Klaas et Zadoks, 2018: “An update on environmental mastitis: Challenging perceptions”, Transbound Emerg Dis. 2018; 65(1), pp. 166-185. doi: 10.1111/tbed.12704

 

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