Sie geht also los, sucht sich eine Zeitung, um das Tier damit zu züchtigen, weil, wie es so schön heißt,„man Hunde niemals mit der Hand bestrafen darf“. Sie findet ihre Zeitung, kommt wieder und nun gibt es einen Klaps. Was der Hund sich jetzt denken wird, ist ungefähr Folgendes: „Komische Leute hier... wenn man sie beißen will, sagen sie nichts, aber immer wenn sie mit der Zeitung ankommen, gibt es Druck.“ Nun, Hunde beziehen sowohl die Strafe als auch die Belohnung unmittelbar auf den Augenblick, auf den gegebenen Ist-Zustand. Wir müssen daher, wenn wir eine Verhaltensweise verstärken oder löschen wollen, sie in dem Moment, sofort und unmittelbar belohnen oder bestrafen. Verzögerte Erziehungsmaßnahmen haben keinen Effekt oder stiften sogar Verwirrung, weil der Hund sie nicht mit dem, was er vorher getan hat, in Zusammenhang bringen kann.
Das Tier, das in unserem Beispiel nach Frauchen geschnappt hat, sollte entweder sofort und postwendend bestraft werden oder lieber gar nicht. Ihm eine Scheu vor Zeitungen anzuerziehen, kann jedenfalls nicht Sinn der Übung sein.
Ob nun an der Strafe Frauchens Hand beteiligt ist oder nicht, spielt dabei keine entscheidende Rolle. Hundemütter suchen sich schließlich auch keine Zeitungen, um ihre kleinen Rangen zur Räson zu bringen. Sie benutzen dafür auch nur ihr Maul und ihre Zähne, aber das prompt und ziemlich resolut. Und Letzteres ist wiederum ein Punkt, der das Strafen an sich so heikel macht. Deswegen sollten wir versuchen, Hunde grundsätzlich lieber über die Verstärkung der erwünschten, anstatt über die Bestrafung der unerwünschten Verhaltensweisen zu erziehen.Wenn wir schon bestrafen, muss es nicht nur sehr prompt passieren, sondern auch mit Nachdruck. Der Hinweis, dass man dieses und jenes nicht gut findet, ist keine Strafe. Darüber hinaus muss die Bestrafung sofort aufhören, wenn das Tier klein beigegeben hat.
Wir müssen also in der Lage sein, unterwürfige Signale des Hundes mitten in der Aktion wahrzunehmen und uns augenblicklich umzustellen. Dies alles zu beachten, wenn man ohnehin verärgert und enttäuscht ist, ist manchmal gar nicht einfach. Strafe funktioniert zwar, das ist schon richtig. Aber strafen ist kompliziert, da sie zwei Punkte unbedingt beachten müssen. Den richtigen Zeitpunkt haben wir schon erklärt.
Sie haben bis maximal 0,5 Sekunden nach der unerwünschten Handlung Zeit, eine Strafe anzuwenden!
Da müssen Sie sich schon beeilen. Wie ist es nun mit der Dosis? Strafen sie zu schwach, findet der Hund das amüsant. Strafen Sie zu stark, bekommt der Hund Angst vor Ihnen. Die Hundemutter weiß genau, welches Strafmaß angemessen ist, Sie aber nicht. Grenzen müssen Sie aber setzen, das muss schon sein.
Was ist also zu tun?
Sie können ein Fehlverhalten des Hundes ignorieren und warten, bis er damit aufhört. Sie können für Ordnung sorgen, also verhindern, dass er das neue Paar Schuhe durchkauen kann. Sie können ihm aber auch ein Kommando beibringen, welches bedeutet: höre mit dem auf, was du gerade tust. Auf jeden Fall sollen Sie ihn immer für richtiges Verhalten loben und ihm Erfolgserlebnisse dadurch verschaffen. Bauen Sie Alternativverhalten auf. Der Hund muss lernen, was Ihnen gefällt. Hat er keinen Erfolg mit Fehlverhalten, wird er es sein lassen. Kommen wir zum Sofa zurück. Der Hund sitzt also auf dem Sofa, Sie wollen ihn herunterwerfen und er schnappt nach Ihnen. Sie und alle anderen Familienangehörigen verlassen sofort demonstrativ den Raum und schließen die Tür. Nach einigen Minutenöffnen Sie die Tür wieder und einer raschelt mit Futter in der Küche. Der Hund rennt zur Küche und Sie setzen sich auf das Sofa. Sobald Sie das Sofa verlassen wollen, stellen Sie Stühle, Bücher oder Ähnliches auf das Sofa.
Diskutieren Sie niemals mit Ihrem Hund. Er könnte stärker sein als Sie. Sie sind aber auf jeden Fall klüger! Den Welpen können Sie noch gut austricksen, den erwachsenen Hund nicht mehr so leicht. Sie kennen also jetzt die wichtigsten Signale, die Ihrem Hund klar machen, wer das Sagen hat. Sie sind der große Entscheider, Sie können alle schönen Dinge kontrollieren, sie nach Belieben dem Hundüberlassen oder auch nicht. Sie sind der Meister des Futters, Sie sind der Inhaber der bevorzugten Plätze. Wenn Sie von Anfang an Ihre Position auf diese Weise klar machen, werden Sie damit keine Probleme haben. Sind Sie es selbst gewohnt, von Anfang an, wird es Ihnen ganz natürlich erscheinen. Müssen Sie sich später erst umstellen, werden Sie sehr konsequent sein und ein Hundeleben lang konsequent Ihre Position demonstrieren müssen. Glauben Sie uns, Ihr Hund registriert Ihre Fehler sofort! Noch ein Argument mehr, beim Welpen gleich alles richtig zu machen.
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